Wenn die Liebe einen Bogen um dich macht - meine Erfahrung aus 13 Jahren Dauersingle-Sein und was das mit meinem ungeplant-geboren-sein zu tun hat
- Pia Köhler
- 31. Juli
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 1. Aug.
13 Jahre allein –Was mich das als ungeplant Geborene über Liebe, Sehnsucht und geplatzte Beziehungsträume gelehrt hat
Von Pia Köhler – Coach für ungeplant Geborene, Projektorin mit Sehnsuchtskompetenz und Humorresistenz bei Bullshit.
Es war nicht geplant. Also, ich meine –
natürlich war ich schon nicht geplant.
Aber 13 Jahre Dauersingle zu sein? Das stand in keinem Seelenvertrag, den ich bewusst unterschrieben hätte.
Und doch: da saß ich. Jahr für Jahr.
Ohne Reisebegleitung für romantische Sonnenuntergänge am Meer. Ohne Partner, der mir auf Familienfeiern hätte beistehen können. Ohne jemanden, mit dem ich meine Tiefe leben konnte.
Dafür war da eine unglaublich schmerzhafte Sehnsucht. Mit Verlustängsten, die sich als Selbstschutz tarnten. Mit einer Menge „Warum immer die anderen?“ und immer wiederkehrendem “Vielleicht bin ich doch zu schwierig…”.
Aber: ich habe es überlebt. Und bin dabei vielleicht sogar ein bisschen leuchtend hervorgegangen (okay, nicht wie eine Glühbirne in ihrer Fassung, aber immerhin stark in meiner eigenen Umarmung)
Unerwiderte Liebe – mein Lieblingstrauma
Wenn du ungeplant geboren bist, liegt das Konzept „sicher geliebt sein“ meist in weiter Ferne. Wir lieben oft zuerst die Falschen. Zu früh. Zu sehr. Oder zu einseitig.
Ich habe geliebt wie ein Feuerwerk in der Bibliothek. Leise gewünscht, laut gelitten. Und mich immer gefragt: Wieso will ich immer die, die mich nicht wählen?
---> Weil mein System das kannte. Weil mein Nervensystem dachte:
„Ahhh, Unsicherheit – das fühlt sich wie Zuhause an.“
Zwischen Online-Dating-Depression und spirituellem Realismus
13 Jahre Dauersingle sein heißt auch:
Dates mit Wein und Fremdscham sowie ungefragten Dick-Pics
Männer, die “offen für alles” sind – außer für sich selbst und tiefgründige Partnerschaften.
Energiearbeit vor dem ersten Kaffee, weil ich dachte, ich muss mich erstmal "heilen", um liebenswert zu sein.
Es bedeutete aber auch:
Freiraum.
Tiefe Innenschau.
Immenses Wachstum in Sachen Selbstliebe.
Keine Kompromisse in Bezug auf mein Bettdecken-Verhältnis.
Und irgendwann: die radikale Erkenntnis, dass Liebe keine Belohnung für perfektes Auftreten oder die finale Ganzwerdung ist. Sondern ein Nebeneffekt von Selbstkontakt und Mitgefühl für meine Schattenseiten.
7 Dinge, die ich gelernt habe:
1. Sehnsucht ist kein Fehler
Sie ist ein uralter Ruf in uns. Ein Hinweis darauf, dass wir leben, hoffen, fühlen.
Wenn du viel fühlst – du bist nicht zu viel.
Im Gegenteil, es macht dich in einer so schnelllebigen und oberflächlichen Welt besonders. Ich verlinke dir hierzu gerne meinen vorherigen Blogartikel
2. Unerwiderte Liebe ist eine Aufforderung an dich selbst zu noch mehr Selbstliebe
Versuche doch mal, all die Liebe, die du geben wolltest, die aber kein Echo fand, einfach an dich zu schenken. Bevor du nun ankommst, das wäre doch egoistisch - NEIN. Das ist Selbstliebe. Oftmals ist es so, dass wir erst wirklich geliebt werden, sobald wir angefangen haben, uns selbst zu lieben.
3. Fang schnellstmöglich mit Selbstliebe an
Du musst nicht „erst ganz und perfekt sein“, um dich selbst zu mögen. Du bist kein Möbelstück, das zusammengebaut werden muss, bevor du in (d)einen Raum darfst. "Deine lockeren Schrauben" darfst du ebenso akzeptieren und Selbstliebe und Mitgefühl sind auch dann - und gerade dann - schon wichtig, wenn noch "nicht alle Tassen im Schrank" sind.
4. Manchmal ist Beziehungslosigkeit auferzwungenes, universelles Glück
Nicht jede Person, für die du geschwärmt hast, war auch wirklich für dich bestimmt. Manchmal ist das Anhimmeln nur ein Strohfeuer, dass erlischt, sobald du den Menschen näher kennenlernst. Enttäuschung inklusive. Von daher kann es auch absolute himmlische Fügung sein, wenn es mit dem einen oder anderen Schwarm nichts wurde, weil dir damit zusätzlicher Herzschmerz erspart wurde.
5. Dein Herz verdient kein Vielleicht
Lerne, klare Türen zu setzen. Wenn jemand halb bleibt und halb geht – lass beide Hälften gehen. Dein Leben und deine Liebe sind kein Wartezimmer.
Du bist keine Option
Hat die Person gerade immer dann Lust auf ein Treffen, wenn für sie nix ansteht außer Langeweile oder niemand anderes verfügbar ist? Dann bedenke, dass du keine Option und erst recht kein Notnagel bist. Du verdienst es, erste Wahl zu sein! Wenn dich jemand wirklich will, nimmt sich der oder diejenige Zeit, sich mit dir zu treffen.
7. Tiefe Liebe ist kein Grund zur Scham
Hier kommt meine tiefste Erfahrung.
Je schneller draußen die Welt, desto oberflächlicher die Begegnungen. Viele hatten kein Verständnis, wenn es dann doch noch Wesen wie mich gab, die unglaublich tief und intensiv lieben konnte. Im Gegenteil: sie nahmen immer ihre haarigen Beine in die Hand und machten sich aus dem Staub, bevor ich richtig loslegen konnte. Meine Scham war, dass ich mich zu tiefst gedemütigt fühlte, wie wenn meine tiefe Liebe etwas abstruses und furchteinflößendes war. Mach das bitte nicht nach. Wer mit deiner Liebe nicht umgehen kann, passt nicht zu dir. Punkt.
Was ich heute anders sehe:
Spoiler: mittlerweile bin ich glücklich verheiratet.
Ich weiß im Nachhinein, dass ich mir erst darüber bewusst werden musste, wie echte Liebe sich für mich "richtig" anfühlt. Das hat nichts mit hohen Ansprüchen zu tun, sondern einfach mit Klarheit, was ich möchte und was nicht.
Ich bin nicht nur mit meinem Mann in Beziehung, sondern auch endlich zu mir, zu meiner Seele, zu meiner Kunst, zu meinem Weg.
Ich war nicht „übrig geblieben“ - ich war einfach noch nicht für meinen wunderbaren Traummann bereit. Warum? Weil du immer die Menschen anziehst, die dir wie ein Spiegel gegenüber stehen.
Und was haben mir die vorherigen Strohfeuer gespiegelt? Meine eigene Angst vor der tiefen Liebe. Und das große AHA, dass ich die Liebe zu allererst mir geben darf, bevor ich diese Kostbarkeit mit jemandem teile.
Und was ist mit dir?
Vielleicht bist du auch gerade dort:
Ohne Partner.
Mitten im Schmerz des Alleinseins.
In der Angst vor Verbindung.
Orientierungslos, wo der Weg zu dir selbst ist.
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Und hey: Du bist nicht zu spät. Du bist auf dem Weg. Und ich bin bereits ein Stück mit dir gegangen.
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